Die Basis jeder Geschichte ist die Biographie der Rolle.

Jeder Geschichtenerzähler geht anders vor, wenn er sich Gedanken über neue Geschichten macht. Ich arbeite meistens mit den Charakteren und deren Biographien.

Wer liegt da vor mir?
Was hat der Charakter schon alles erlebt?
Wo liegen seine Stärken und Schwächen?
Wen bringt er aus seinem Umfeld mit?
Wie kleidet er sich?
Welche Musik hört er?
Wo kommt er ursprünglich her?
Was regt ihn auf?
Wo geht sein Herz auf?

Wenn ich diese und weitere Fragen beantworten kann, komm ich meistens zur letzten Frage:

Gibt es eine Figur (oder ein Ereignis), die diesen Charakter auf den Kopf stellen oder ihn gar verändern kann?

Diese ist für mich die wichtigste Frage, da ich so die Chance bekomme dieser Rolle etwas mitzugeben, auf das man hinarbeiten kann, wenn man diese Rolle aus ihrem gewohnten Umfeld reißen möchte.

Wenn ich dann die Charaktere vor mir habe und sie mit der anfänglich angedachten Geschichte in Verbindung bringe, kann es durchaus sein, dass die Geschichte bereits auf der ersten Seite eine neue Richtung einschlägt. Manchmal funktioniert die Geschichte dennoch, manchmal muss aber dann doch eine gänzlich andere Figur rein. Spannender ist aber zu sehen, wie sich eine Geschichte entwickeln kann, wenn Charaktere viel mitbringen.

Man kann von Familien denken was man will, doch ich finde eine Familie in einem Rollengefüge meistens sehr nützlich, da sie problemlos mit der Vergangenheit spielen können. Wem ist es nicht peinlich, wenn die Eltern plötzlich mit alten Geschichten ankommen? Es gibt natürlich, wie im wahren Leben auch, Charaktere, die gänzlich ohne Familie auskommen, doch sollte da zu spüren sein, dass es unbewusst etwas mit der Rolle gemacht hat. Ist sie dadurch einsam? Hat sie durch einen Schicksalsschlag die Familie verloren und ist daher alleine? Gab es einen Familienstreit? Fragen, die man irgendwann hilfreich nutzen kann.